Neue Taschenbücher

Vom Leben auf dem Lande erzählt Melissa Harrison in ihrem Roman „Weissdornzeit“ und fängt die Magie der Natur ein. Dies gelingt auch Malachy Tallack mit seinem „Tal in der Mitte der Welt:“ Der raue Alltag auf den Shetlands ist oft eine Herausforderung, doch Tallacks Liebe für das schottische Inselleben überträgt sich sofort. Dabei wird das kleine Tal zum Spiegel der Welt.

Gerald Durrell (1925-1995) schildert in dem skurrilen autobiographischen Roman „Meine Familie und andere Tiere“ seine Kindheit auf der griechischen Insel Korfu. Die Begeisterung für Flora und Fauna der Insel sowie die überaus komischen Schilderungen seiner Familie zeichnen diesen neu übersetzten Klassiker aus.

Imbolo Mbues zweiter Roman „Wie schön wir waren“ schildert den Kampf eines afrikanischen Dorfes gegen einen amerikanischen Ölmulti, der rücksichtslos das Land vergiftet hat und sich aus seiner Verantwortung stehlen will.

Fridolin SchleysVerteidigung“ ist ein kluger Roman über die Abgründe deutscher Geschichte: Ernst von Weizsäcker, einst Spitzendiplomat im Auswärtigen Amt, steht 1947 in Nürnberg als Angeklagter vor Gericht. Sein Sohn Richard hilft bei der Verteidigung, ist aber zugleich im Zwiespalt: Hat sich sein Vater tatsächlich schuldig gemacht oder versuchte er nur das Schlimmste zu verhindern?

In das Jahr 1910 führt uns Matthias Wittekindts historischer Krimi „Spur des Verrats:“ Im Berliner Tiergarten ereignet sich ein Attentat, bei welchem zwei Russen erschossen werden. Geheimagent Albert Craemer und sein Team fürchten internationale Verwicklungen und greifen ein.

In Torsten SchleifsRichter jagen besser“ sind gleich mehrere Opfer zu beklagen. Amtsrichter Siggi Buckmann gerät an eine Journalistin, die einem ungeheuren Korruptionsskandal auf der Spur ist. Oder gräbt sie vielleicht nach Leichen in Buckmanns Keller?

Und schließlich serviert uns Anthony Horowitz den verwickelten Krimi „Der Tote aus Zimmer 12:“ Susan Ryeland spürt einem verdächtigen Todesfall nach, welcher sich in einem englischen Luxushotel ereignet hat. Irrungen und Wirrungen führen die Hobbydetektivin auf Abwege, doch die Auflösung dieser Verbrechergeschichte lässt nicht auf sich warten…

Harrison, Melissa: Weissdornzeit (DuMont) 13€
Tallack, Malachy: Das Tal in der Mitte der Welt (btb) 12€
Durrell, Gerald: Meine Familie und andere Tiere (Piper) 15€
Mbue, Imbolo: Wie schön wir waren (Kiepenheuer & Witsch) 14€
Schley, Fridolin: Die Verteidigung (dtv) 12€
Wittekindt, Matthias: Spur des Verrats (Heyne) 12€
Schleif, Torsten: Richter jagen besser (Heyne) 12€
Horowitz, Anthony: Der Tote aus Zimmer 12 (Insel) 13€

Tonio Schachinger

Der Schulroman ist eine traditionsreiche Literaturgattung. Sofort denken wir an Musils jungen Törleß,“ Hesses Unterm Rad“ oder „Professor Unrat“ von Heinrich Mann. Tonio Schachinger hat dieses Genre mit seinem neuen Roman „Echtzeitalter“ eindrucksvoll bereichert.

Till hat es nicht leicht: Der Alltag am angesehenen Wiener Marianum setzt ihn unter Druck. Insbesondere sein Lehrer Dolinar erweist sich als wahre Plage. Dieser erzreaktionäre Lehrer führt ein strenges Regiment, demütigt seine Zöglinge bei jeder Gelegenheit und verteilt absurde Strafarbeiten.

Dolinar führt eine Art Privatkrieg gegen die moderne Welt und erscheint als merkwürdiges Relikt aus dem 19. Jahrhundert. Seine Schüler lachen über ihn, fürchten aber gleichzeitig seinen Kontrollzwang und erwarten jeden Tag das drohende Strafgericht.

Till sucht sich seine eigene Welt und brilliert als Gamer, er wird sogar zu einer Online-Berühmtheit in der Computerspiel-Community. Doch kann er den stetig steigenden Schuldruck auch weiterhin aushalten?

Tonio Schachinger (Jahrgang 1992) debütierte 2019 mit dem gefeierten „Nicht wie ihr„, einem so komischen wie kenntnisreichen Blick hinter die Kulissen des Profifußballs. Auch in „Echtzeitalter“ geht es oft komisch zu. Eine wundervolle Szene spielt sich in einer kleinen Wiener Buchhandlung ab: Till und seine Clique haben dort Stifters Brigitta“ zurücklegen lassen. Ihr Entsetzen ist dann riesengroß: Die reservierten Exemplare sind Suhrkamp-Ausgaben, Dolinar unterrichtet aber ausschließlich mit den gelben Heften der Reclam-Universalbibliothek…

Schachinger gelingt es eindrucksvoll, die individuellen Nöte, Flucht- und Abwehrreflexe der Heranwachsenden abzubilden und gleichzeitig den Mikrokosmos seines Elite-Internats mit Leben zu füllen. Komik und Grauen treten da in eine erfreuliche Verbindung und nicht selten wird der oder die Lesende mit einem Seufzer der Erleichterung ausrufen: „Das liegt zum Glück hinter mir!“

Schachinger, Tonio: Echtzeitalter (Rowohlt) 24€
Schachinger, Tonio: Nicht wie ihr (Rowohlt) 12€