Gabriele Tergit

Die Wiederveröffentlichung der „Effingers“ war eine der größten Überraschungserfolge der letzten Jahre. Seitdem ist Gabriele Tergit als eine der wichtigsten Autorinnen ihrer Zeit anerkannt. Den nun erschienenen Roman „So war’s eben„, erstmals aus dem Nachlass veröffentlicht, kann man nur als eine literarische Sensation bezeichnen.

Wie in den „Effingers“ spannt die Tergit auch mit ihrem dritten Roman eine weiten erzählerischen Bogen. Er führt von 1898 bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und beginnt selbstverständlich in der deutschen Hauptstadt. Die opulente Welt des gehobenen jüdischen Bürgertums wird noch einmal aufgeführt, repräsentiert durch einige führende Familien aus dem Westteil der Stadt. Doch auch ostjüdische Lebenswelten werden hier abgebildet.

© Jens Brüning
schoeffling.de

Überhaupt erweitert die Tergit ihr Personaltableau: Familie von Rumke steht für den nationalkonservativen Adel preußischer Tradition. Die Söhne des Hauses schlagen diametral entgegengesetzte Lebenswege ein: Der ältere Friedrich Wilhelm wird zum Sprachrohr der Deutschnationalen, der jüngere Jürgen schließt sich den Kommunisten an. Und beide geraten ins Räderwerk der Geschichte…

So war’s eben“ ist ein faszinierender literarischer Bilderbogen, vorangetrieben durch mehr und minder dramatische Dialoge. Dieses mosaikartige Erzählen zeichnet einen Roman aus, der seiner Zeit offenbar weit voraus war. Mitte der 60er Jahre wurde er mehreren Verlagen angeboten, doch keiner wollte den Text veröffentlichen. Um so mehr loben wir Schöffling + Co. für diese wunderbare Wiederentdeckung. Denn nach wie vor gilt der Satz: Tergit-Fans wissen mehr.

Tergit, Gabriele: So war’s eben (Schoeffling + Co.) 28€