Neue Taschenbücher

Das Wetter mag derzeit eher bescheiden sein, doch immerhin kann man sich in den Lesesessel begeben und sich den neuen Taschenbüchern zuwenden. Claudia Schumachers rasantes Debüt „Liebe ist gewaltig“ etwa entwickelt eine erstaunliche Sogwirkung. Wie sie da ihre abgründige, von Gewalt geprägte Familiengeschichte aus den besseren Kreisen erzählt ist außergewöhnlich.

Tobias FriedrichsDer Flussregenpfeifer“ erzählt die unwahrscheinliche (aber wahre) Geschichte des Oskar Speck, der sich anno 1932 von Ulm aus auf den Weg nach Zypern begibt – in einem Faltboot! Über sieben Jahre wird er unterwegs sein und noch weitere Länder ansteuern. Friedrichs opulenter Abenteuerroman ist eminent spannend und führt überzeugend in vergangene Zeiten und fremde Kulturen.

Im Mittelpunkt von „Für ein Leben“ von Ulrich Woelk stehen zwei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Niki ist erfolgreiche Ärztin, Lu auf der Suche nach ihrem Lebensweg. Ein Vernunftsmensch und eine Künstlerseele laufen sich da über den Weg – und werden ein Paar. Woelk erzählt noch andere Geschichten in seinem mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichneten Werk, und passenderweise ist „Für ein Leben“ auch ein großer Berlin-Roman.

Dagegen geht es in Bodo KirchhoffsBericht zur Lage des Glücks“ nach Italien: Der Ich-Erzähler fährt noch einmal zu Orten, die er einst mit Lydia (die ihn kürzlich verließ) besucht hat. Dabei begegnet er einer Afrikanerin, die in einem Schlauchboot nach Europa geflüchtet ist. Sie will nach Rom, er nimmt sie mit in seinem Mietwagen. Es beginnt eine neue, so nicht geplante Italienreise. Kirchhoffs souveräne Erzählkunst und sein kluger Blick auf die politischen Verhältnisse der Gegenwart sind bestechend – ein großer Wurf.

Tim Sullivans „Kriminalist“ ist wieder da! In seinem zweiten Fall „Die Logik des Todes“ bekommt es Detective Sergeant George Cross wieder mit einem kniffligen Fall zu tun: Die Leiche eines begeisterten Fahrradfahrers wird auf einem Abrissgelände gefunden. Cross ermittelt und bekommt es mit verzwickten Familienverhältnissen zu tun – durchaus eine Herausforderung für den pedantischen und eigenbrötlerischen Kriminalisten.

Paris, September 1940: Inspecteur Eddie Giral kämpft weiter mit widrigen Verhältnissen. Die Nazis beherrschen die Stadt und mischen sich überall ein. Dann wird auch noch ein Toter in einem Jazzclub gefunden, der eigentlich im Gefängnis sitzen müsste. Auch mit „Paris Requiem“ (der Fortsetzung zu den „Toten vom Gare D’Austerlitz„) glänzt Chris Lloyd – ein wandlungsreicher, vielschichtiger Thriller.

Endlich ist der neue Cavanagh da – „Seven Days“ ist mittlerweile der sechste Fall für den agilen Rechtsanwalt Eddie Flynn, der hier einen wegen des Mordes an einem weißen Mädchen angeklagten Afroamerikaner vertritt. Flynn bleiben sieben Tage, um den wahren Täter zu finden und seinen Klienten vor einem Todesurteil zu bewahren.

Und zu guter Letzt ist auch Oxen wieder da: Im ebenfalls sechsten Fall „Pilgrim“ bekommt es der ramponierte Held von Jens Henrik Jensen unter anderem mit einem dubiosen Finanzbetrug zu tun. Doch dabei bleibt es nicht…

Schumacher, Claudia: Liebe ist gewaltig (dtv) 13€
Friedrich, Tobias: Der Flussregenpfeifer (Penguin) 14€
Woelk, Ulrich: Für ein Leben (btb) 16€
Kirchhoff, Bodo: Bericht zur Lage des Glücks (dtv) 16€

Sullivan, Tim: Der Kriminalist – Die Logik des Todes (blanvalet) 12€
Lloyd, Chris: Paris Requiem (Suhrkamp) 18€
Cavanagh, Steve: Seven Days (Goldmann) 17€
Jensen, Jens Henrik: Oxen. Pilgrim (dtv) 17€

Neue Taschenbücher

Das noch junge Literaturjahr kann mit diversen lesenswerten Neuerscheinungen im Taschenbuch aufwarten. Emine Sevgi Özdamar etwa blickt in „Ein von Schatten begrenzter Raum“ zurück auf ihre eigene Lebensgeschichte und verbindet dabei Poesie, Politik und Zeitgeschichte zu einem eindringlichen Roman.

Constanze NeumannsWellenflug“ ist die bewegende Geschichte ihrer jüdischen Familie, die in der Kaiserzeit durch den Handel mit Stoffen zu Wohlstand kam und in der Nazizeit fast alles verlieren sollte.

In „Nicht mein Ding“ von Jami Attenberg geht es um Andrea, die als kinderloser Single in New York lebt und auf gängige Rollenerwartungen pfeift. Das führt zu schrägen Verwicklungen und manchen Verwerfungen – herrlich!

Joachim B. Schmidts Debüt „In Küstennähe“ (2013 erstmals erschienen) liegt nun als handliches Taschenbuch bei Diogenes vor. Der junge Larus arbeitet in der isländischen Provinz in einem Altersheim und dealt nebenbei mit Drogen. Die Begegnung mit einem Bewohner wird auf überraschende Weise sein Leben verändern…

Im Krimibereich ragt der neue Thriller von Johannes Groschupf heraus: „Die Stunde der Hyänen“ handelt von einer Brandserie in Kreuzberg. Mehrere Autos sowie ein Antiquariat werden angesteckt, die Polizei steht vor einem Rätsel. Die unkonventionelle Ermittlerin Romina Winter begibt sich auf den Kiez und nimmt die Witterung auf…

Florence Aubenas zählt zu den bekanntesten Journalistinnen Frankreichs. In „Er ist keiner von uns“ erzählt sie die wahre Geschichte eines Mordfalls: Im Dezember 2008 wird eine schwangere Postbeamtin in einem Dorf erstochen. Ein bekannter Schauspieler, der gegenüber der Postfiliale wohnt, gerät unter Verdacht. Aubenas schildert in ihrer Reportage den Verlauf dieses spektakulären Kriminalfalls und zeichnet nebenbei ein stimmiges Porträt der französischen Gesellschaft.

Der Anschlag auf einen Nachtklub erschüttert Finnland. Kommissar Henrik Oksman und sein Team von der Kripo Pori stehen vor vielen Fragen und unter Druck, denn der Täter droht mit weiteren Anschlägen. Arttu TuominensWas wir verbergen“ überzeugt mit rasanter Spannung und einem genauen Blick auf den beruflichen Alltag der Kriminalisten.

Steve Cavanagh stürmte zuletzt mit „Thirteen“ sowie „Fifty Fifty“ die Bestsellerlisten. Nun ist der erste Fall seiner Serie um Eddie Flynn endlich wieder lieferbar: In „Zu wenig Zeit zum Sterben“ bekommt es der unkonventionelle Anwalt mit der Russenmafia zu tun. Diese hat seine Tochter entführt – Flynn soll den des Mordes angeklagten Paten des Clans vor Gericht verteidigen. Der Countdown läuft…

Özdamar, Emine Sevgi: Ein von Schatten begrenzter Raum (Suhrkamp) 15€
Neumann, Constanze: Wellenflug (Ullstein) 12,99€
Attenberg, Jami: Nicht mein Ding (btb) 12€
Schmidt, Joachim B.: In Küstennähe (Diogenes) 14€

Groschupf, Johannes: Die Stunde der Hyänen (Suhrkamp) 16€
Aubenas, Florence: Er ist keiner von uns (dtv) 15,95€
Tuominen, Arttu: Was wir verbergen (Lübbe) 16,99€
Cavanagh, Steve: Zu wenig Zeit zum Sterben (Goldmann) 12€

Neue Taschenbücher

Das Wetter mies, der Ausgang eingeschränkt – neue Taschenbücher können vielleicht Abhilfe schaffen und für Zerstreuung sorgen.

So führt uns Marco Balzano mit „Ich bleibe hier“ nach Südtirol und erzählt von einem Bergdorf, das durch den geplanten Bau eines Stauwerks bedroht wird. Trina und ihr Mann kämpfen gegen das Vorhaben – sie wollen bleiben…

Als die Berliner Restauratorin Helen vorübergehend nach Armenien zieht und dort in der Nationalbibliothek zu arbeiten beginnt, taucht sie ein in die leidvolle Geschichte des Landes. „Hier sind Löwen“ von Katerina Poladjan verknüpft bewegend Vergangenheit und Gegenwart.

Auch Ulla LenzesEmpfänger“ blickt zurück in die Geschichte: Josef Klein, einst aus Nazi-Deutschland ausgewandert, führt im New York der frühen 40er Jahre ein unauffälliges Leben. Doch da gerät er in Kontakt mit deutschamerikanischen Nazi-Sympathisanten…

Marion MessinasFehlstart“ ist ein mitreißendes Debüt: Die neunzehnjährige Aurelie zieht von Grenoble nach Paris – und macht dort üble Erfahrungen mit der kapitalistischen Arbeitswelt von heute.

Jason Starrs Psychothriller „Seitensprung“ hat’s wahrlich in sich: Jack Harper, von der Midlife-Crisis gebeutelt, lässt sich auf eine Online-Affäre ein und erlebt sein blaues Wunder. Rasant und konsequent treibt Starr seinen Helden mitten hinein in ein Wahnsinns-Szenario.

Dov Alfon ist ein früherer israelischer Geheimdienstoffizier, der u. a. für die legendäre Einheit Unit 8200 tätig wurde. Letztere tritt in seinem Roman auf den Plan, um einen Mordfall in Paris aufzuklären. Steckt ein chinesisches Killerteam dahinter?

Steve CavanaghsThirteen“ muss man schon jetzt als einen der stärksten Thriller des Jahres bezeichnen : Hier treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der nicht nur unempfänglich gegen jede Art von körperlichen Schmerz ist, sondern in fremde Identitäten schlüpfen kann. So schmuggelt er sich in die Geschworenenjury hinein, die in einem spektakulären Mordprozess das Urteil fällen soll.

Und „Die Bosheit“ von Matthias Edvardsson führt uns in die scheinbare Idylle eines südschwedischen Ortes. Hierhin zieht Mikael mit seiner kleinen Familie, um dem Stress des Stadtlebens zu entkommen. Doch das scheinbare Paradies auf Erden erweist sich als tückisch: Die lieben Nachbarn von nebenan sind vielleicht nicht so freundlich wie gedacht…

War etwas für Sie dabei? Ich wünsche in jedem Fall vergnügliche Lesestunden in behaglicher Umgebung!