Ulrike Sterblich

In ihrem Debütroman „The German Girl“ führt uns Ulrike Sterblich in die New Yorker Künstlerszene der späten 1960er Jahre. Mona, ein Fotomodell aus Berlin, hangelt sich von Auftrag zu Auftrag und taucht ein in die bunte Nachtwelt der Stadt. So gerät sie zwangsläufig an zwei berühmte Feelgood-Doktoren…

Die Mediziner Max Jacobson und Robert Freymann sind die heimlichen Helden dieses im wahrsten Sinne des Wortes spritzigen Romans. Es gab sie wirklich: Die beiden Berliner Juden emigrierten gerade noch rechtzeitig aus dem nationalsozialistischen Berlin und nahmen ihr profundes Fachwissen mit nach Amerika. Dort machten beide in New York Karriere und versorgten die High Society mit ihren Vitaminspritzen. Nicht nur Amphetamine steckten in den fragwürdigen Mittelchen, die so manchen Konsumenten aus der Bahn warfen.

Aus allen Gesellschaftskreisen strömten sie in die nicht weit voneinander entfernten Praxen – auch Mona kommt in den Genuss der überaus anregenden Cocktails. Doch die Nebenwirkungen bleiben nicht aus und das Leben des Szenegirls gerät allmählich aus den Fugen.

Sterblichs Buch ist ein ein überaus anregender Zeitroman, der in seinen besten Momenten an keinen Geringeren als Truman Capote erinnert. Dazu trägt auch das bunte Personal bei wie der Lebenskünstler Adam, der in Monas Wohnung seine Räusche ausschläft oder der Ostküsten-Aristokrat Sidney, der unsterblich in Mona verliebt ist. Alles könnte so schön sein, wenn da nicht das verdammte Speed wäre…

The German Girl“ führt hinein in eine legendäre Zeit, in der Partys an Partys gereiht wurden und wirklich nichts ausgelassen wurde. Fast könnte man bei der Lektüre wehmütig werden in diesen partylosen Zeiten, doch Sterblich hält alle Züge in der Hand und erfreut immer wieder durch komische oder absurde Situationen. Ein passender Roman also für diese Tage – ich wünsche Ihnen frohe Ostern!

Ulrike Sterblich: The German Girl (Rowohlt) 20€.

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