Celeste Ng

Kleine Feuer überallCeleste Ng (sprich: Ing), 1980 in Pittsburgh geboren, zählt zu den aufregendsten neuen Stimmen der amerikanischen Literatur. Das zeigte schon ihr furioser Erstling „Was ich euch nicht erzählte„. Auch ihr neuer Roman „Kleine Feuer überall“ ist ein aufregendes Leseabenteuer, das man nicht so schnell vergisst.

Das Haus der Richardsons brennt lichterloh. Zwar ist niemand verletzt worden, doch die Familie steht begreiflicherweise unter Schock, zumal alle Indizien auf Brandstiftung hindeuten. Außerdem ist die jüngste Tochter Izzy spurlos verschwunden. Könnte sie  den Brand gelegt und das allgemeine Durcheinander zu ihrer Flucht genutzt haben?

Celeste Ng blendet zurück und entwickelt ihren Plot mit entwaffnender Geradlinigkeit. Es geht dabei nicht nur um die vier Kinder des Hauses, die alle noch zur Schule gehen und unterschiedlichste Ziele verfolgen. Die eigentlichen Helden des Geschehens sind Pearl Warren und ihre Mutter Mia, welche als alleinerziehende Mutter und Künstlerin mit ihrer Tochter von Ort zu Ort zieht. In Shaker Heights, einem wohlhabenden Vorort von Cleveland, angekommen, werden sie Untermieter der Richardsons – und deren Familiengefüge auf fatale Weise verändern.

Es ist geradezu bezwingend, wie Celeste Ng ihr Personaltableau agieren lässt und dabei auch ein Abbild der amerikanischen Gesellschaft zeichnet. „Kleine Feuer überall“ spielt Ende der 90er Jahre und damit zu einer anderen Zeit, in einer anderen Welt. Ein Leben ohne Smartphones oder Facebook mag man sich heutzutage kaum noch vorstellen, es war aber möglich. Celeste Ng ist glücklicherweise keine Nostalgikerin, die Vergangenes in rosaroten Farben malt. „Kleine Feuer überall“ überzeugt als kluges Buch, das scharfsinnig hinter die Kulissen einer amerikanischen Vorzeigegesellschaft, die etliche Risse aufweist, blickt.

Ng, Celeste: Kleine Feuer überall (dtv) 22€

Veröffentlicht in Roman

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